Matthias Matussek - Rupert oder die Kunst des Verlierens

Zunächst einmal das Fazit: LESEN, das. highly recommended!
Suchtfaktor: extrem hoch. Zunächst einmal ist da die enorme Sprachgewandtheit, die feine Ironie, der Witz,
die unglaublich detailreiche Erzählweise des Autors, der u.a. beim Berliner Tip-Magazin, beim Stern
und beim Spiegel gearbeitet hat bzw. arbeitet. Dazu ist natürlich die Geschichte selbst unglaublich fesselnd
und bisweilen überraschend. Eigentlich würde ich sagen, es handelt sich um mehrere kleine Geschichten,
die sich aber überaus schlüssig zu einer grossen, der von Rupert Lubowitz eben, zusammensetzen.

Wer ist dieser Rupert?
Zunächst begegnen wir ihm als Kind seiner nach Amerika emigrierten Eltern in Rockaway Beach, New York.
Klein, pummelig, sportunbegeistert und fähig selbstständig zu denken, kann man sich ja vorstellen,
dass er nicht gerade das beliebteste Kind der Schule ist, zudem er auch noch diese Vorliebe für Opern hat.
Dann führt uns der Autor in den 2. Weltkrieg zurück und auch noch in eine ganz andere Gegend.
Leningrad, die Deutschen stehen vor der Stadt. Wir lernen einen entfernten,
für Rupert aber nicht unwichtigen, Verwandten kennen. Danach sind wir aber gleich wieder in New York,
Rupert ist inzwischen jungerwachsen und es sind die 60er/70er Jahre - Flower Power Hippiezeit.
Er hat sich mittlerweile entschlossen, Schauspieler zu werden, bekommt eine frühe Stirnglatze
und ist meistens arbeitslos. Während er auf ein zu erwartendes Erbe wartet, ist er aber nicht untätig.
Nur klappt eben alles nicht, was er anpackt. So ist er dann auch fast die ganze Zeit einer der vielen
arbeitslosen Schauspieler in New York, die nebenbei alle anderen Jobs machen,
ausser dem, was sie eigentlich machen wollen - spielen. Aber Rupert gibt nicht auf,
auf diesen einen wichtigen Anruf zu warten, dem aus Hollywood.

Es ist auch nicht so, dass er durchgängig ein Loosertyp ist, er ist durchaus intelligent,
feinsinnig und hat seine kurzfristigen Erfolge, die man ihm überaus gönnt.
Der erwachsene Rupert findet sich immer mehr mit den Dingen ab, die er nicht
ändern kann und am Ende erkennt er, dass sein vermeintliches Scheitern keines ist.
Mehr möchte ich nicht verraten, denn ihr sollt das Buch ja selber lesen.
   
                   
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